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Die Initiative Finanzielle Bildung

Deutschland war bisher das einzige G20-Land ohne Strategie zur finanziellen Bildung der Bürger. Auweia möchte man da sagen. Ist es zum Beispiel in den USA üblich, dass Schulkinder bereits den Zinseszinseffekt kennen, ist das hier für die meisten Schüler ein Rätsel. Und das nicht nur für Schüler. In großen Teilen der Bevölkerung gelten zudem Aktien als Teufelszeugs und erfolgreiche Unternehmer werden oft nicht als tolles Vorbild betrachtet, sondern misstrauisch beäugt. 

 

Die Konsequenzen sind eindeutig. Die Deutschen legen ihr Geld meist in ertragsschwache Anlagen an, bei der Vermögenshöhe sind die Deutschen unter anderem deshalb auf den letzten Plätzen. 

 

Mit der »Initiative Finanzielle Bildung« soll das nun endlich verbessert werden. Es gilt Jahrzehnte alte Versäumnisse aufzuholen. Und es wird auch höchste Zeit. Schaut man auf die demographische Entwicklung im Land und die großen Aufgaben des Staates wird schnell klar, dass es in Zukunft finanziell eng werden kann. Und das hat Folgen. Die Sozialsysteme werden stärker unter Druck stehen. Es wird mehr und mehr fraglich, ob die hohen Steuerzuschüsse auf Dauer durchhaltbar sein werden. Die private Altersvorsorge wird deshalb noch wichtiger als sie eh schon ist. 

 

Dazu kommen die Megaaufgaben Landesverteidigung und Klimaschutz. Aggressive Staaten mit Expansionsgelüsten und die Klimaerwärmung werden keine Rücksicht auf den Staatshaushalt nehmen. 

 

Mit der Initiative Finanzielle Bildung werden drei Felder beackert:

1. Das bereits vorhandene Bildungs- und Infomaterial soll gebündelt und strukturiert werden und so besser bereitgestellt werden können

2. Die Forschung zur finanziellen Bildung soll gestärkt werden

3. Es soll eine nationale Finanzbildungsstrategie erarbeitet werden.

 

Studien zeigen, dass eine solche Initiative tatsächlich Effekte hat, zum Beispiel beim Sparverhalten. Österreich hat eine vergleichbare Initiative im Jahr 2021 gestartet. Von diesem Erfahrungsschatz kann Deutschland profitieren.

 

Der Podcast/Blog basiert auf dem Artikel »Besser spät als nie« von Prof. Dr. Manuel Rupprecht von der FH Münster, erschienen im Wirtschaftsdienst April 2024, 104. Jahrgang, Heft Nummer 4. Der Text wurde unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de veröffentlicht.